Kommt am Samstag, dem 26. November ab 12 Uhr in die Erfurter Straße 5 (EG)!
Verdrängung hat viele Gesichter
Haben Sie mitbekommen, wie sich der Stadtteil in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt hat? Das Viertel ändert sich. Alt bekannte Gesichter verschwinden stillschweigend aus dem Straßenbild. Schleichend wechseln sich Mieterhöhungen, Kündigungen oder gar Entmietungen und Zwangsräumungen ab.
Was bleibt, ist der Lärm der Sanierungsarbeiten, die unaufhörlich ein Haus nach dem Anderen ergreifen. Der Austausch alteingesessener Bewohner-Innen eines Stadtteils durch zahlungkräftigere ist kein Naturgesetz. Seinen Ursprung hat dies in der Verwertung des Grundbedürfnisses nach Wohnraum, der zu einer Ware wird. In einer profitorientierten Gesellschaft, ist Verdrängung keine Ausnahme, sondern die Regel selbst. Auch hier in Jena findet sie mit all ihren Gesichtern statt. Auch hier im Viertel!
Getroffen hat es einen – gemeint sind wir alle!
So geschehen in der Erfurter Straße 5. Der Bewohner der Erdgeschosswohnung hat sich im Sommer an die stadtpolitische Initiative „Recht auf Stadt“ gewendet, um aus der Isolation in seiner misslichen Lage herauszukommen. Nachdem das Haus im Juni 2016 zwangsversteigert wurde, leitete der neue Eigentümer schnell Schritte in die Wege, um die derzeitigen NutzerInnen des Hauses aus ihren Wohnungen zu holen. Er will unbedingt sanieren, um in Anschluss mit teurerer Neuvermietung mehr Rendite zu erhalten.
Den Bewohner der Erdgeschosswohnung trafen die Konsequenzen daraus zuerst. Er muss zum 30.11.16 die Wohnung – sein trautes Heim und seine vertraute Umgebung – verlassen. Dies ist (k)ein Einzelfall. So individuell es in seiner Tragik ist, so betrifft es uns auf Grund seiner Ursachen alle. Deshalb ist jede verdrängte Person ein Angriff auf die Interessen aller, die es sich nicht leisten können oder wollen, die Hälfte ihres Einkommens (oder gar mehr) für das Grundbedürfnis Wohnraum auszugeben.
Kommt zum Stadtteilbrunch in der Erfurter Straße 5!
Wir glauben, dass die gegenseitige Hilfe all derer, die (potentiell) von Verdrängung betroffen sind, das beste Mittel ist, sich gegen eben diese zu Wehr zu setzen. Dafür braucht es Begegnungsräume – am Besten direkt vor Ort mit der NachbarInnenschaft im Viertel.
Deshalb laden wir am Samstag, dem 26.Nov.16 ab 12Uhr zu einem Stadtteilbrunch in die Erdgeschosswohnung der Erfurter Straße 5. Neben Leckereien erwartet Sie eine kleine Informationsveranstaltung und ein kinderfreundlicher Raum für gemeinsamen Austausch über Aufwertung im Viertel. Was sind Ihre Geschichten?